Ein Tag auf dem Jakobsweg
Beginnt in der Früh um sieben Uhr, die Herberge muss um acht verlassen werden. Meistens finden sich die Pilger dann im nächsten Café zum Frühstücken ein. Ein typisches Pilgerfrühstück besteht aus Café au lait, einem Schokocroissants oder Tortilla de patatas, einem Eieromelette mit Kartoffeln. Und dann geht’s los! Den gelben Feilen folgend, wandern die Pilger durch die Landschaft, pflücken frische Früchte von Bäumen, unterhalten sich und überwinden mit viel guter Laune und Motivation die ersten Kilometer. Zwischendurch werden Pausen eingelegt, Mittag gemacht, viel getrunken und Städte und Kirchen erkundet, durch die man pilgert. Jeder Spanier, der einem Pilger begegnet kennt und äußert freundlich die Worte „Buen Camino!“ (guten Weg!), es wird zurück gegrüßt und wer kann hält auf Spanisch ein kurzes Pläuderchen. Nach 20-30 Kilometern (manche gehen mehr oder weniger pro Tag) kehrt man in dem Zielort des Tages ein, sucht nach der Herberge, zeigt seinen Pilgerpass, den man sich zu Beginn der Reise ausstellen lässt, zahlt 3-10 Euro für die Übernachtung und richtet sich sein Lager für die Nacht ein. Viele Pilger kochen gemeinsam, teilen sich eine Waschmaschine, gehen zusammen in Bars und trinken Wein und genießen die dazu angebotenen Tapas. Bereits um 22 Uhr werden die Betten aufgesucht, da doch alle sehr müde von dem langen Fußmarsch sind, und Energie für den nächsten Tag tanken müssen.
Mein schönster Moment
Ich war knappe 900 Kilometer zu Fuß, 33 Tage, um 450 Euro ärmer, mit täglisch schmerzenden Füßen, um viele schöne Momente reicher und mit einer Menge neuer Freunde auf dem Jakobsweg unterwegs. Für die Meisten, ist das große Ziel Santiago de Compostela. Für mich war es das von Beginn an nicht. Mal davon abgesehen, dass Santiago in der Zeit als ich ankam eine kilometerlange Baustelle und regen Verkehr zur Begrüßung bereithielt. Als ich in Santiago ankam, wusste ich, dass ich noch bis Finisterre weitergehen muss. Ich wollte an das Meer. Ich liebe das Wasser. Für mich war es das Schönste nach diesem langen Fußmarsch, das Meer als Belohnung zu erreichen. Nebenbei ist Finisterre ein wunderschöner Ort, der Name bedeutet „Das Ende der Welt“ und so fühlt man sich dort auch. Viele Pilger, die hier ankommen, stranden im wahrsten Sinne des Wortes. Denn so Einige konnten sich nicht mehr lösen, und blieben für mehrere Wochen am Strand wohnen, wegen der Schönheit und der Ruhe, die dieser Ort ausstrahlt, aber auch aus Angst, wieder in ihr Leben zurückzukehren. Das aber ist eine andere Geschichte. genauso wie meine weitere Reise nach Portugal, die ich nach dem Jakobsweg anschloss, um noch eine Weile vor dem deutschen Alltag zu flüchten.
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