Am Sonntagabend wurde der Akku der Kamera an die Ladestation gehängt, genauso wie das Mobiltelefon. Gebranntes Kind scheut das Feuer. Im letzten Jahr haben wir das Mobiltelefon als Navigationsgerät benutzt und zwischen Florenz und einem Ort, dessen Namen ich nicht mehr kenne, ging der Akku zur Neige. Zum Glück hatte ich das Aufladekabel dabei. Wir gingen in eine Taverne und bestellten uns einen Cappuccino verbunden mit der Frage, ob ich das Telefon dort aufladen könnte. Der Cappuccino kam und schmeckte nach Spülwasser. Gut, für den etwas anderen Geschmack bestellte ich noch einen Donut. Aber auch der schien die Zeit nur deshalb überlebt zu haben, weil er sich offensichtlich in einer Tiefkühltruhe befunden haben musste, denn im Inneren wimmelte es von Eiskristallen. Nach 30 Minuten bestellte ich mir noch einen Cappuccino, nach 45 Minuten war der Akku zu fünfzig Prozent geladen, das musste reichen, denn mein Magen fuhr zu dieser Zeit schon Achterbahn.
Alles das sollte uns heute nicht passieren. Das Frühstücksbuffet war gegen 07.00 Uhr schon vollständig aufgebaut, nur die Außenbereiche befanden sich noch im Stadium der Säuberung und konnten daher nicht aufgesucht werden. An diesem Morgen kam auch nur altbekanntes in den Magen, neben Kaffee und Orangensaft, Rührei mit Schinken und Wurst, Croissants mit Erdbeermarmelade; das kennt mein Magen nur zu gut. Dagegen hat er noch nie rebelliert.
Pünktlich um 8.10 Uhr hielt der Bus an der Rezeption, um uns abzuholen. Wir waren eine recht kleine Gruppe, ca. 16 Personen und danach war auch der Bus dimensioniert, ein kleiner, aber innen feiner Mercedes Reisebus. An vielen Straßenkreuzungen konnte man das Wort Achilleion schon lesen, bis der Busfahrer plötzlich vom Weg abbog und in eine andere Richtung fuhr. Was soll ich dazu sagen, wir bogen also vom richtigen Weg ab, der Bus quälte sich minutenlang einen kleinen Weg hinauf und nach gefühlten zehn Minuten hielt er vor einer anderen Hotelanlage an, um zwei Damen, die keinen Schritt schneller gingen, als sie den Bus sahen, ebenfalls abzuholen. Kennen Sie den Gesichtsausdruck? Haben wir ja gebucht, aber keine rechte Lust, ja dann wollen wir mal notgedrungen, die anderen warten schon. Am liebsten hätte ich jetzt ein Lasso genommen, die beiden Damen an die nächstgelegene Laterne angeseilt und ihnen nachgerufen –Jetzt braucht ihr auch nicht mehr mitzukommen, denn ihr seid ja gefesselt, das erleichtert die Entscheidung doch ungemein, oder?
Gegen 9.15 Uhr erreicht der Bus mit uns das angestrebte Ziel.
Der Eintrittspreis für Erwachsene beträgt 8 Euro. Da steht es also in schmuckem Weiß; von unten betrachtet wirkt es nicht sehr groß. In nur 2 Jahren Bauzeit errichtet, von Sissi dreimal besucht, anschließend von Kaiser Wilhelm dem Zweiten gekauft, dann als Lazarett benutzt bis es zu einem Casino wurde. Dann kaufte es der griechische Staat, ließ es verwahrlosen und dann erst erkannte man den wahren Schatz, es wurde restauriert und zu einem Museum umgestaltet, auf dessen Parkplätzen sich die Pkw´s reihen und Busse Karawanen bilden, Tag für Tag. Vor dem Eingang rechts befindet sich eine große Statue von Sissi. Ich nehme wohl an lebensgroß.
Wenn man das Achilleion betritt, befindet man in einem großen und hohen Saal, der von einer großen Freitreppe beherrscht wird.
Die Decke ist sehr farbenfroh bemalt, hier ein Teil davon, der mir besonders gefiel.
Der Kaminuhr links mit Emaille Zifferblatt fehlen die Zeiger. Ist hier die Zeit stehen geblieben, oder vielleicht angehalten worden? Der erste Raum auf der rechten Seite ist eine Kapelle mit einem Marienbild, echt, unecht, Reproduktion kann ich selbst mit Kamerazoom nicht erkennen. Sie entsteigt dem Wasser und hat daher keine Beine, so erklärt es uns der Reiseführer, der krampfhaft versucht, die Gruppe beieinander zu halten. Sie heißt deshalb Maria del Mare.
Der zweite Raum, links der kleinen Kapelle ist Sissi gewidmet, eine Menge Portraits hängen dort von ihr an der Wand, eines als 17-jährige,
dann als, da muss ich raten als 25-28 jährige und eines mit 58 Jahren, das versicherte uns der Reiseleiter. Nach dem Tod ihres Sohnes trug sie nur noch schwarz.
Auch ist dort eine Kopie der Heiratsanzeige ausgehängt und ein Bild der Verhaftung ihres Mörders. Das Bild zeige ich nicht.
Der dritte Raum dieser unteren Etage steht ganz im Zeichen Wilhelm des Zweiten. Fahne, Nachbildung seines Schiffes und die Waschkrüge, die ihm zugeschrieben werden und allerlei anderer Utensilien.
Ein Engelsportrait in seiner Waschschüssel.
Aber wir sind ja eigentlich wegen Sissi hier. In der ersten Etage kann man den Kleiderschrank von Sissi bewundern
Natürlich auch ihr Bett, ich finde es recht schmucklos, außerdem fehlt am Fußende ein Teil
Repliken ihres Schmucks, die Originale befinden sich in einem Museum in Wien.
Auch eine schöne chinesische Bodenvase schmückt den Raum.
Und da ich ein Freund der Ansichten bin, die sich nicht alltäglich ergeben, fiel mit doch glatt der Hintern der Putte im alten Spiegel auf.
Der Garten ist wunderschön angelegt, sehr schattig, dort steht auch die aus Carrara-Marmor gehauene Badewanne von Sissi, so der Reiseleiter.
Griechische Gottheiten, zu Statuen umgearbeitet, befinden sich in braver Reihenfolge im Innenhof. Selbst die Musen und Lea mit dem Schwan dürfen nicht fehlen. Da dem Schwan der Schnabel fehlt, habe ich diese Ansicht gewählt.
Zwei Olympioniken säumen die Treppe, davon nur einer im Bild.
Das absolute Highlight des Gartens ist zweifelsohne der von Schmerz geplagte Achilles, dem Lieblingsgott von Sissi und gleichzeitig Namensgeber für das Achilleion (eine Schreibweise ohne – i – ist auch möglich. Mit schmerzerfülltem Gesicht versucht er sich den Pfeil aus der Ferse herauszuziehen. Bei näherer Betrachtung erscheint mir der Pfeil allerdings ein wenig zu kurz zu sein. Ist er etwa abgebrochen?
Die Statue ist das Werk des deutschen Bildhauers Ernst Gustav Herter.
Hier noch einmal eine Ansicht vom Schloss aus auf das Wasser.
Ich bin der Überzeugung, dass der Besuch des Achilleion, wenn man mal auf Korfu Urlaub macht, ein echtes Muss ist.
Auch diese Wandmalerei kann entzücken, oder?
Na gut, die Souvenirläden in der näheren Umgebung vermarkten das Thema Sissi aufs Gewaltigste. Da trifft Kitsch auf Geschmacklosigkeit. Aber das ist doch überall so, seien wir doch ehrlich, den Papst gibt es ja auch schon winkend und solarbetrieben.
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