In den vergangenen Jahren war ich über 40 Mal in Südamerika und zusätzlich mehrfach in Mittelamerika und der Karibik. Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich gerade in Amsterdam am Flughafen und warte auf meinen Anschlussflug nach Costa Rica. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, das ich mich in Lateinamerika sehr gut auskenne. Manche der Reisen nach Lateinamerika waren beruflich, manche waren private Urlaube. Doch unabhängig davon, habe ich auf allen Reisen unvergessliche Eindrücke erlebt, einmalige Erfahrungen gesammelt und die unterschiedlichsten Regionen auf diesem faszinierenden Kontinent kennen gelernt.
Deswegen fällt es mir einerseits sehr leicht einige Reisehighlights in Lateinamerika zu nennen. Doch gleichzeitig ist es auch total schwer. Wenn man unzählige von Highlights gesehen hat, wie soll man dann die schönsten aufschreiben? Wie soll man das differenzieren? Ich habe lange überlegt und nun eine kurze und absolut unvollständige Liste erstellt – der Kontinent ist einfach zu groß. Dennoch bin ich mit dieser Liste extrem zufrieden.
Wenn euch meine Liste mit meinen Highlights in Lateinamerika gefällt, dann hinterlasst doch einfach einen Kommentar unter dem Beitrag. Gerne schreibe ich dann noch einen zweiten Teil.
Drake Bay und der Corcovado Nationalpark in Costa Rica
Ganz Costa Rica bietet eine unfassbar reiche Natur und Artenvielfalt. Durch die ideale Lage zwischen Karibik und Pazifik, zwischen Nordamerika und Südamerika konzentriert sich hier das Beste aus allen Regionen. Um diese Artenvielfalt zu erhalten gibt es in Costa Rica wesentlich mehr Nationalparks als in anderen Ländern. Knapp 1/3 der Landfläche sind geschützt.
In meinen Augen ist der Nationalpark Corcovado auf der kleinen Halbinsel Osa. Er ist Costa Ricas grünes Kronjuwel der Nationalparks und das absolute Paradies für Naturfans. Die Osa-Halbinsel gehört zu den abgelegensten, heißesten und gleichzeitig regenreichsten Gebieten Costa Ricas. Schon der Weg hierher ist etwas Besonderes: Man muss einen ca. 1,5-stündigen Motorboottrip über den Fluss Sierpe und später an der Küste entlang zur Drake Bay, der Küstengegend vor dem Park machen. Der berühmte Pirat Sir Francis Drake soll hier einmal einen Schatz vergraben haben. Gefunden wurde bis heute nichts. Doch der eigentliche Schatz hier ist auch die Natur.
Auf der aktuellen Reise nach Costa Rica geht’s allerdings in völlig neue Regionen. Zum Volkan Arsenal und an die traumhafte Karibikküste.
Salta – die wunderschöne Kolonialstadt in Argentinien
Die Einwohner haben Ihrer Stadt selbst den Slogan “Salta la Linda” (die Schöne) gegeben und treffen damit den Nagel auf den Kopf. Die koloniale Stadt liegt im nordwestlichen Teil Argentiniens inmitten des Valle de Lerma. Hier kommt alte koloniale Baukunst ihrer spanischen Gründungsherren zur Geltung, die 1582 die ersten Häuser – damals noch in Adobe-Bauweise – gebaut haben. Salta beherbergt über eine halbe Million Einwohner, die größtenteils hochlandindianischer Abstammung sind.
Doch nicht nur die Stadt ist traumhaft schön, sondern auch die gleichzeitig karge wie reichhaltige Landschaft in der Umgebung. Trockenes Hochland, tief eingeschnittene Täler und grüne Weinreben wechseln sich ab. Die Region um Salta lässt sich ganz schwer in Worte fassen – man muss sie einfach erleben. Dabei sollte man unbedingt den hiesigen Weißwein Torrontes probieren. Die Trauen wachsen auf bis zu 2000 Metern Höhe und verleihen dem Wein damit ein einzigartiges Aroma.
Maragogi – die brasilianische Karibik
Ziemlich genau mittig zwischen den Metropolen Recife und Maceio liegt die kleine Stadt Maragogi im Bundesstaat Alagoas. Ursprünglich ist Maragogi ein kleines Fischerdorf gewesen – bis heute hat sich daran wenig geändert. Auf Grund der abgeschiedenen Lage ist Maragogi bei ausländischen Urlaubern kaum bekannt, bei Brasilianern jedoch um so mehr. Sie lieben ihre “brasilianische Karibik”.
Die Natur zeigt sich in Maragogi von ihrer beeindruckenden Seite. Der schier endlos erscheinende Strand ist von Palmen gesäumt und lädt zu ausgedehnten Spaziergängen bei Sonnenuntergang ein. Das einmalig türkisfarbene und angenehm warme Meer mit sanftem Wellengang ist wie geschaffen für Aktivitäten im Wasser. Besonders berühmt ist Maragogi jedoch für seine natürlichen Schwimmbecken, die bei Ebbe inmitten der Korallenriffe entstehen, und „galés“ genannt werden. Diese natürlichen Pools gibt es an der gesamten brasilianischen Küste, jedoch nirgends in Kombination mit derartig klarem Wasser.
Abgelegene Urwaldlodges im Amazonas-Regenwald
In Südamerika liegt das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet der Erde: der Amazonas-Regenwald. Den meisten ist der Teil in Brasilien bekannt, leider in der über die dort herrschenden Waldbrände und kriminellen Rodungen. Doch der riesige Amazonas-Regenwald erstreckt sich auch über Peru, Ecuador, Bolivien und Kolumbien.
Die Bilder, die man aktuell in den Nachrichten sieht stimmen – Politik und Klimawandel machen vor dem Regenwald leider nicht halt. Der Regenwald wird “angegriffen”, er ist jedoch noch lange nicht zerstört. Jede Reise in eine nachhaltig betriebene Urwaldlodge hilft, dieses Naturparadies zu schützen.
Reisen an die ich mich immer wieder zurück erinnere waren die, in denen ich im Urwald war. Dabei spielt es (für mich) keine Rolle, ob die Urwald-Lodge in Peru, Kolumbien, Ecuador oder Brasilien liegt. Als Laie kann ich die Flora und Fauna in den Regionen eh nicht unterschieden, sondern bin nur begeistert von der Vielfalt der Pflanzen und Tiere. Es gibt wohl nichts faszinierenderes, als nachts im Bungalow zu liegen und den unbekannten Geräuschen zu lauschen. Fernab von WLAN und LTE.
Die Inkaruine Machu Picchu
Ich denke wir sind uns alle einig, das Machu Picchu unbedingt zu einer Übersicht der Highlights von Lateinamerika dazu gehört. Die Inka hatten Ihre Stadt in den peruanischen Anden so gut versteckt, das die spanischen Eroberer sie nicht finden konnten und erst der englische Entdecker Hiram Bingham sie 1911 durch Zufall wiederentdeckte. Bis heute wirft Machu Picchu mehr Fragen auf, als das Antworten geliefert werden. Doch eins ist ganz klar, die Faszination der Stadt lässt nicht nach, sondern nimmt jährlich zu.
Ich habe Machu Picchu erstmals 2009 besucht und dann nochmal in 2018. Während ich beim ersten Mal nur sprachlos war angesichts der architektonischen Meisterleistung und der Mystik die der Ort ausstrahlt, kam 2018 die Überraschung hinzu, wie stark der Tourismus zugenommen hat. In den wenigen Jahren haben sich die Besucher vervielfacht. Trotz der Tatsache, das ein Besuch in Machu Picchu alles andere als billig ist. Doch lasst euch davon nicht abschrecken, Machu Picchu ist noch lange nicht überlaufen und definitiv einen Besuch wert. Informiert euch vorher ausgiebig über ganz Peru – das Land ist voll mit Highlights die besucht werden wollen.
Die türkise Quilotoa-Lagune in Ecuador
Auch wenn Ecuador flächenmäßig ein eher kleiner Staat ist, ist er umso vielfältiger und voll von einmaligen Highlights. Sicherlich denke viele von euch nun an die Galápagos-Inseln. Oder an die Hauptstadt Quito, deren koloniale Architektur völlig zu Recht von der UNESCO als Welterbe der Menschheit geschützt wird. Doch mein Highlight in Ecuador ist die Quilotoa-Lagune.
Auf über 4000 Metern höhe ist vor Jahrhunderten ein Vulkan eingestürzt und hat eine einzigartig gleichmäßige Kraterlagune mit einmalig türkisem Wasser gebildet. Das Bergpanorama ist so atemberaubend, das sich die Quilotoa-Lagune in den letzten Jahren zu einem richtigen Instagram-Hotspot entwickelt hat. Doch keine Angst, von Massentourismus kann noch immer keine Rede sein.
Highlights abseits der ausgetretenen Pfade
Ihr seht, die meisten meiner Reisehighlights in Südamerika liegen abseits der ausgetreten Pfade und sind, bis auf Machu Picchu, keine überlaufenen Touristenmagnete. Das liegt nicht an der aktuellen Corona-Pandemie, die in der Distanz immer mehr zum täglichen Leben gehört. Ich war einfach noch nie ein Freund von überlaufenen All-Inklusive-Hotels oder engen Kreuzfahrtschiffen, so dass meine Reisen durch Lateinamerika genau das richtige für mich sind.
Ich denke, die hier vorgestellten Highlights werden in Zukunft noch mehr Touristen nach Lateinamerika ziehen. Unser aller Reiseverhalten wird sich nachhaltig ändern, weg vom großen Hotelbunker, hin zu kleinen Unterkünften mit nachhaltigen Konzepten. Weg von der Massenveranstaltung und hin zum Individualtourismus.
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