Schlonstag, Schlabbertag oder Müßiggang, egal wie man es zu nennen pflegt, dieser Tag beinhaltete keine Verpflichtung und einen leeren Terminkalender, abgesehen von den Essenzeiten, und auch die müssten eigentlich nicht eingehalten werden, denn auf der Anlage gibt es an vielen Orten immer etwas zu essen, sei es Kuchen und Snacks aus der Coffee-Corner oder Chips zum Bier, manchmal auch Erdnüsse oder die zwei Pralinen zum Cappuccino.
Beginn eines Tages ohne Terminkalender
Nach einem doch ausgiebigen Frühstück begaben wir uns, eingecremt, als würden wir nackt einen Spaziergang durch die Sahara machen, zum Poolbereich. Hey, wohl nicht typisch deutsch, um 9.30 Uhr fast noch freie Wahl an Liegestühlen, sehr ungewöhnlich. Wer dennoch seinen Terminkalender füllen will, kann das natürlich ausgiebig. Um 10.00 Uhr zum Aqua-Boxing in den Pool, um 11.00 Uhr Besichtigung einer Honigfarm, dann Work-Out, oder eine Tennisstunde nehmen, um 15.00 Uhr Erklärung der Fitnessgeräte, um 16.00 Kochkurs-Griechisch, um nur einige der Aktivitäten zu nennen. Als ich um 9.30 Uhr auf meinem Liegestuhl saß, wollte ich von alledem nichts wissen. Die Sonne, der Sonnenschirm und ich, das war, was einzig zählte. Ja, es gibt sie noch, die echten Sonnenanbeter, die sich stundenlang der Sonne aussetzen und deren Rücken beim Abendessen so aussieht, als hätten sie jedem Gast im Laufe des Tages gestattet, ein Spiegelei auf ihnen braten zu dürfen. Ihr Rücken war roter, als der Kreis der untergehenden Sonne. Auch hat sich bei den Gästen das Verhalten am Pool in den letzten Jahren verändert. Es wird nicht mehr der Schatten für sich und seinen Körper gesucht, sondern die richtige Platzierung für das Display des Mobiltelefons, mit dem unentwegt gearbeitet wird, um auch alle Freundschaftsanfragen von Freunden, zeitnah beantworten zu können. Das berühmte Buch am Pool ist ein Auslaufmodell geworden. Nach zwei Stunden habe ich meinen Liegestuhl auch schon wieder geräumt, bei 33 Grad im Schatten und null Wind.
Mittagsessen mit ungebetenen Gästen
Das Mittagessen nahmen wir, trotz Warnung des Personals, dass am heutigen Tag sehr viele Wespen unterwegs seien, auf der Terrasse ein. Ich habe zwar nach vielen Wespen geschlagen, aber versprochen, keine getötet, nur verscheucht. Die Lage wurde auch dadurch sehr entschärft, dass das Personal die leeren Teller sehr schnell von jedem Tisch abräumte, sodass den Wespen ihre süße Nahrung entzogen wurde. Am Nachmittag bin ich mal mit der Seilbahn zum Strand gefahren und gleich rechts abgebogen in die Felsenlandschaft. Ich meine, dort liegt Kalksandstein, denn die Bruchstellen sind zwar sehr kantenreich, dafür aber sehr glatt. Er bricht in kleinen Platten, wie man es von Schiefer kennt, ist sehr weich und eigentlich sehr bröselig. Natürlich liegen dort auch richtige Felsen herum, die auch schwer mit Hammer und Meißel zu bearbeiten wären. Während ich mit der Kamera nach einem Motiv suchte und immer wieder durch den Sucher sah, musste ich feststellen, dass sich die Landschaft nicht ins Bildformat einpassen lassen will. Da hilft auch keine Panoramakamera weiter. Die Landschaft, grüne Mischwälder, Säulenzypressen, Olivenhaine und die vielen Blühpflanzen am Berg, wollten nicht aus dem Zusammenhang und auch nicht aus dem Zusammenspiel gerissen werden. Mit spärlichen zwei Fotos von einigen Felsen im kristallklaren Wasser verließ ich den Strand und trank einen Cappuccino an der Bar.
Abendessen mit Musik
Es lockte das Abendessen. Eine Aufzählung der kulinarischen Köstlichkeiten des Abends erspare ich mir. Nach dem Abendessen begaben wir uns zur Main-Bar, die tagsüber Poolbar heißt und tranken einen Ouzo. Und plötzlich erschallte aus der Musikbox der alte Gazebo-Song: I like Chopin. Da hatte ich ein Déjà-vu. 1984, als der Song die Charts eroberte, hatten wir zum ersten Mal Griechenland besucht. Reisebus bis Ravenna, dann weiter nach Brindisi, auf die Fähre nach Patras, Großraumschlafsitze, von dort nach Kalamaikion in ein Hotel, Zimmer mit Durchgangstür für 4 Personen, Perlengeld zum Bezahlen, mit dem Zug von dort aus nach Athen, Akropolis bestiegen, Sand in die Augen bekommen, zurück in den falschen Zug gestiegen, in der Pampa auf den nächsten gewartet und mit Sonnenbrand wieder das Hotel erreicht. Das Ganze war damals für eine Woche für 340 DM zu bekommen.
Und heute Abend spielten sie das Lied an der Main Bar, Ouzo auch All in, fünf Sterne Hotel im Rücken, Zimmer mit Marmorbad und Balkon mit atemberaubender Aussicht. Es ist auch schon mehr als dreißig Jahre her. Nach knapp 45 Minuten spielte die Box auch noch die Rückseite der Schallplatte. So schließt sich der Kreis. Am Samstag, hat die Unterhaltungscrew frei. Wir werden morgen noch einmal nach Korfu Stadt fahren und alles das bestaunen, was der Reiseführer uns rät und wir noch nicht gesehen haben.
Superlage, am Hafen unterhalb der alten Festung, direkt an der Esplanade mit Superaussicht, netter Bedienung, bequeme Bestuhlung, moderaten Preisen, sauberer Toilette und superschnellem Internet liegt die Snack und Coffee-Bar AKTAION. Einfach den Wirt nach dem Internetzugang fragen.
Weiter geht es mit unserem verdienten Urlaub, bei dem nicht in den Terminkalender geguckt wird, sondern maximal auf die Uhr, um unsere Busse nicht zu verpassen.
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